Litigation-PR als Verbündeter von investigativen Journalisten

Bei großen Wirtschaftsstraf-Causen oder Prozessen mit politisch-prominentem Hintergrund kommen solche Schlagzeilen wie das Amen im Gebet: „PR-gesteuerte Inszenierung“, „Neuer Spin von Beratern soll Angeklagte reinwaschen“ und ähnliches mehr. Ein Blick in den darunter stehenden Text zeigt: Meist sind die Verfasser der Artikel nicht vom Fach. Denn die Auskenner unter Journalisten wissen: Von solider Litigation-PR profitieren nicht nur die Beschuldigten, sondern auch kundige Berichterstatter.

Denn seriöse Berater, die ihre Mandanten und Hintergründe offenlegen, können durchaus zur Aufklärung der Sachverhalte beitragen und kritische Berichterstattung anregen. Sie liefern Dokumente, Organigramme oder die Möglichkeit zu Hintergrundgesprächen. So erhalten Journalisten Unterlagen, die weitere Recherchen vorantreiben oder überhaupt erst ermöglichen.

Natürlich verfolgen die PR-Experten ein klares Ziel: Sie wollen ihre Auftraggeber medial in ein günstiges Licht rücken und bisweilen den Schwarzen Peter anderen Beteiligten zuspielen. Gute Investigativ-Journalisten reden daher natürlich mit allen Seiten und können sich so ein vollständiges Bild machen. Dafür sind aber nun mal Akten und dergleichen notwendig. Von den Justizbehörden kommt diesbezüglich – im Unterschied zu vergangenen Jahrzehnten – kaum mehr etwas. Die Zeiten eitler Staatsanwälte sind vorbei. Und die Auflagen zur Informationsweitergabe zu streng. Daher ist der Strom des „Herausspielens“ von Dokumenten aus der Justiz fast vollkommen versiegt. So bleiben die Anwälte der Beschuldigten, diese selbst oder eben Litigation-PR-Strategen die einzigen Quellen.

Warum gibt es dann die eingangs erwähnten kritischen Töne? Einerseits haben in der Vergangenheit einige besonders „kreative“ Player aus der Branche damit Geschäft gemacht, gezielt Falschinformationen zu streuen. Eine ziemlich kurzsichtige Vorgangsweise, die mit Strategie nichts zu tun hat. Und: Die Justiz leidet unter der Wahrnehmung, dass es ein zwei Klassen-System gibt. Die, die es sich „richten“ können und um teures Geld eine Heerschar an Anwälten und Beratern anheuern und mit allen Tricks den Gerichten auf der Nase herumtanzen. Und alle anderen – etwa der viel zitierte „Hendldieb“, der für vergleichsweise unbedeutende Delikte die volle Härte an Strafsanktionen zu spüren bekommt. Ganz von der Hand zu weisen ist diese Wahrnehmung nicht. Nur warum sollte man auf bestmögliche Verteidigungsstrategien verzichten wollen? Man nimmt ja auch nicht den weniger versierten Anwalt, um der Staatsanwaltschaft bessere Chancen zu geben. So wie jeder eine angemessene Verteidigung verdient, so steht es jedem frei sich weitere Unterstützung zu holen. Schließlich geht es oft um Lebenswerk, Existenzen oder gar Strafhaft.

Und die Journalisten? Auch die wollen die besten verfügbaren Informationen. Diese sind allerdings oft teuer zu beschaffen. Vollständige Firmenbuchzugänge für mehrere Länder sind so kostenintensiv, dass viele Verlage mittlerweile die Kosten scheuen. Recherche-Reisen in exotische, weil steuersparende, Destinationen sind ohnehin für Reporter kaum mehr möglich. Daher werden korrekte Unterlagen – von Litigation-PR-Beratern zur Verfügung gestellt – gerne genommen. Das hat auch nichts mit Vereinnahmung, Manipulation oder dergleichen zu tun. Faire Zusammenarbeit lohnt sich für beide Seiten.